Montag, 5. Juni 2017

Ausschnitt aus Mai

Mai:
Ende April, Anfang Mai haben wir dann noch die anderen beiden großen Feiertage gefeiert.
Am 1.Mai war der Nationale Gedenktag. Also der Gedenktag an die gefallen israelischen Soldaten und Opfer des Terrors. Der Gedenktag beginnt wie jeder Feiertag am Abend zuvor und wird wie auch schon der Holocaust Gedenktag mit den Sirenen eingeläutet. Am Morgen folgten dann um 11:00 die Sirenen für zwei Minuten nochmal. Für mich war dieser Tag viel intensiver als der Holocaust-Tag. Wir waren wieder in Beit Elisha zu einer Zeremonie eingeladen, welche wieder wunderschön gestaltet war und wieder einmal ist mir bewusst geworden dass unter dieser fröhlichen, tiefen Schicht der Israeli, eine Seite voller Trauer steckt. So gut wie jeder in diesem Land hat jemanden verloren, den er kannte und jeden Tag kommen Opfer dazu. Von den meisten Menschen habe ich jetzt schon gehört, dass immer wenn etwas passiert jeder hofft die Person nicht zu kennen und wenn dann der Name des Kibbutz oder des Ortes rauskommt aus dem das Opfer stammt, eine hohe Chance besteht, dass sie diesen Menschen doch gekannt haben. Israel und auch Palästina ist ein kleines Land und die Menschen kennen sich hier.
Schauen wir uns nur mal die letzten paar Tage mit Beispielen an um es zu verdeutlichen.
30.Mai 2017– Ein Israeli fährt mit seinem Auto durch ein Protest von Palästinenser. Es wird hektisch. Demonstranten wenden sich gegen das Auto. Der Israeli erschießt einen Demonstranten und verletzt einen weiteren.
31. Mai 2017– Eine Frau wird in Tel-Aviv in einer Schießerei erschossen ein anderer verletzt.
2. Juni 2017– Ein 15 Jähriges Palästinensisches Mädchen versucht auf einen Soldaten einzustechen, sie wird sofort angeschossen. Filme zeigen wie die Soldaten sie beleidigen während sie blutend und weinend daliegt. Das Mädchen stirbt.
Dazu kommen noch die Stromausfälle in Gaza, Hungerstreiks und all die Vorfälle an den Grenzen und in Syrien von israelischer Seite. Klar, dies sind „kleine Vorkommnisse“ . Aber sie passieren jeden Tag und zwar nur wegen dem Konflikt und es gibt bestimmt mehr von denen ich gar nichts weiß. Hier im Norden und mit der israelischen Presse ist es einfach zu vergessen, das Israel im Krieg und tief zerüttelt ist.
Ein Grund wieso der Unabhängigkeitstag also direkt nach dem nationalen Gedenktag stattfindet,ist, um die Menschen daran zu erinnern, welcher Preis für die Unabhängigkeit gezahlt werden musste.

Am 8.Mai bin ich dann mit den anderen deutschen Freiwilligen von Beit Elisha nach Jerusalem gefahren da unser Bundespräsident Steinmeier zu Besuch in Israel war und eine Veranstaltung für alle deutschen Freiwilligen Helfer oder Berufe organisiert hat. Ich hab mich plötzlich wieder wie in Deutschland gefühlt. Um mich herum all die schick gekleideten Leute, Diplomaten, Freiwillige und ich als Waldmensch zwischendrin. Mir ist nicht mal in den Sinn gekommen mich aufzustylen nach westlicher Art und so gab es doch einige Blicke für uns deutschen aus Harduf mit unseren bunten, freien anthroposophischen Stil. „Im Herzen sehen wir doch alle so aus.“
Ich glaube mir ist jetzt noch mal bewusster geworden, was mein Status als Deutsche ist und wie viele Privilegien ich doch genieße.

Ein weiteres Thema war wieder Musik für mich im Mai. Ich hab wieder viel improvisiert und mein Cello wieder unglaublich vermisst. Jetzt ist es aber auch wieder so warm (um die 30Grad), sodass die Abende anfangen, wo man am Feuer sitzt und musiziert.
Auch haben wir jetzt mit den Biografiearbeiten in dieser Gruppe angefangen, also wird auch das in der nächsten Zeit etwas sein, was mich beschäftigen wird.
Auch habe ich dann den Schritt gemacht ein bisschen mehr Kontakt wieder nach Hause zu haben, nachdem mir meine Schwester eine etwas verzweifelte Nachricht geschickt hat. Es ist eben manchmal doch nicht die einfachste Situation die einzige zu Hause zu sein, nachdem Raffael und ich uns etwas davon geschlichen haben in allen Bereichen. Schon gar nicht wenn jemand im Moment seine Krankheit bekämpfen muss und dann eben doch alles drunter und drüber geht und die Energie schwer haltbar ist. Und so gerne ich nicht in all das und Deutschland involviert sein will, kann man vor seiner Rolle nur eine bestimmte Zeit die Augen verschließen oder weglaufen.

Die letzten beiden Wochen waren jetzt auch nochmal richtig schön, denn eine Menge an Theaterstücken und Werken wurden erarbeitet und gezeigt.
Die Leute aus dem Grundjahr der Anthroposophie (26 junge Menschen) haben drei Wochen hier im Wald verbracht und beide Teile von Jim Knopf als Theaterstück eingeübt, welches sie dann auch 4 Tage lang gezeigt haben. Ein 5 Stunden langes Stück mit einem gigantischen Bühnenbild. Den Mai über war der Wald also mal richtig belebt und ich habe es genossen so viele nette Leute hier zu haben.
Auch meine Gruppe ist intensiver ans Theaterproben gegangen und wir haben fleißig an unserem Stück Pu der Bär geprobt. Auch Beit Elisha hat mit den Freiwilligen und den Membern ein Märchen als Theaterstück eingeprobt und aufgeführt, was unglaublich schön geworden ist. Zudem kamen an dem einen Wochenende auch alle Eltern der Member und es gab ein großes Fest nach der Aufführung.
Sehr schön war es, als Carola und Ulf, Hanna's Patentante letzte Woche in Harduf waren und mir nicht nur meinen Laptop mitgebracht hat, sondern ich auch ein wenig Zeit mit ihr verbringen konnte und ich ihr erzählen konnte wie es mir hier so ergeht.
Am 30. Mai haben wir dann den Wald schön geschmückt für unser großes Shavuot Festival und sind am Abend nach GanHabait gegangen, der organischen Farm von Harduf. Was einfach auch richtig schön war, denn so gut wie ganz Harduf war dort und mir ist dann aufgefallen, dass ich mir hier doch richtig etwas aufgebaut habe und ich Freundschaften von den verschiedensten Kreisen habe. Von den Leuten aus meiner Gruppe, den Waldleuten, den Freiwilligen aus Deutschland und Israel zu den Leuten die das Grundjahr der Anthroposophie machen oder auch Speech und Drama studieren oder auch einfach Leute aus Harduf, die man nach der Zeit einfach kennen lernt. Und wenn man dann den Moment erreicht, wo man auf einer Veranstaltung ist und jeden Meter stehen bleibt, weil man jemanden begrüßt den man kennt, dann fühlt sich das mehr als zu Hause an. Ich
bin also wie immer erfüllt von all den kleinen Begegnungen und Momenten, die ich sehr nah an meinem Herz trage und für mich so kostbar sind. 

  (Meine Gruppe in GanHabait: v.li.n.r.:Joe, Leah, Michael, Ryan, Ich, Jordan, Carly, Mai und Ross)

Am 31.Mai haben wir dann unser großes Shavuot Festival hier im Wald gehabt. An Shavuot erinnert man sich an den Empfang der 10 Gebote, zudem ist es im Prinzip auch ein Erntedankfest und das christliche Pfingsten. Wir haben einige Kunstworkshops gehabt und unser Theaterstück aufgeführt. Zudem hat die Koexistenz Theatergruppe und das erste Jahr Speech und Drama auch ihre Stücke aufgeführt. Am Ende gab es noch eine Friedensdiskussion, in welcher ein Palästinenser unter anderem von seinem Leben erzählt hat, was wie immer sehr beeindruckend war.
Wie auch in Deutschland hat am 27.Mai der Ramadan angefangen und ich habe mich jetzt entschlossen Ramadan mit zu machen. Ich hab zwar ein paar Tage später angefangen, bin aber fest entschlossen den ganzen Monat durch zu ziehen. Konkret heißt das: Zwischen 4:00 morgens und 20:00 (Zeiten variieren von Land zu Land) darf nichts gegessen und getrunken werden. Und generell den Monat kein Rauchen, Sex und Alkoholkonsum. Warum? Ich bin nach Israel gekommen um die Kulturen hier kennen zu lernen. Ich hab eine gute Vorstellung von der jüdischen, aber die arabische ist genauso ein Teil dieses Landes. Manche Dinge muss man ausprobieren um sie zu verstehen, das habe ich schon gesagt als ich die eine Woche letztes Jahr ein Kopftuch getragen habe und Ramadan gehört auch unter diese Rubrik. Jetzt ist die beste Zeit um Ramadan auszuprobieren und solidarisch hinter den Muslimen hier zu stehen und meine Grenzen aus zu testen und an mir zu arbeiten wenn ich durstig und hungrig und müde bin, weil ich Nachts um 3:30 aufstehen muss um zu essen.


(AlonHaGalil)


(Wald vorbereitet für Shavuot)

(Es wird Sommer)

8 Monate. Und vielleicht habe ich immer noch nicht den Grund gefunden wieso ich hier bin, aber wenn ich nur auf die letzten Monate zurück blicke, ergeben all die Sekunden, Minuten, Momente, Begegnungen einen Sinn in einem Bild voller Progress und Veränderung.
Was treibt uns an, uns fortwährend verändern zu wollen? Die Menschen um uns herum? Die Idee ein guter Mensch sein zu wollen oder zu müssen?
Jetzt habe ich mich entschlossen noch 6 Wochen länger hier zu bleiben, sodass ich auch noch in der Friedensübungswoche Anfang Oktober dabei sein kann und komme erst danach wieder zurück nach Deutschland. Ich hab also sogar noch einiges an Zeit und trotzdem fangen langsam meine Gedanken und Gefühle an sich zu verändern. In dem Sinne, dass ich nach all der Zeit langsam und vorsichtig anfange Momente und Situationen mit meinen Freunden zu vermissen.
Und trotzdem strauchle ich etwas bei dem Gedanke an 'zurück gehen'. Was, wenn ich all das erlebte, all den Progress , all die kleinen spirituellen Geschenke, Schubser und Veränderungen, die ich hier bekomme und mache, verliere und/oder nicht halten kann wenn ich zurückkehre?
Was, wenn ich mich zu sehr oder doch zu wenig verändert habe? In alte Muster zurückfalle, oder gesteckt werde, weil die Leute, die denken mich seit Jahren zu kennen mir nicht den Freiraum geben mich so zu sehen wie ich bin. (Was auch immer das heißen mag.)
Geräusche, Geschmäcker, Menschen, bekannte Situationen katapultieren mich zurück in alte Muster. Ich werde wohl einfach so viel neue Sinne, Menschen und herzerwärmende Erinnerungen sammeln wie es mir erlaubt ist, sodass die Neuen stark und geduldig genug sind um als neue Stärke hervor zu gehen.


(Sonnenstrahlen genißen!)

Ausschnitt aus April

April:
Der April war ein gemischter Monat. Nachdenklich aber voll mit schönen Ereignissen.
Das Wetter war schon richtig warm und heiß, was für mich schon 80% meiner Stimmungslage ausmacht. Der Start war zwar etwas trubelig und voll und ich hatte das Gefühl eine Pause von der Gruppe würde nicht schaden aber im gesamten lief es recht gut. Die Arbeit lief gut und auch das Gruppenleben machte keine großen Probleme und war einfach, aber das mag vielleicht auch daran liegen, dass ich emotional nicht so involviert bin wie mit der alten Gruppe. Ich hatte dann aber zwei sehr intensive, gefüllte Wochen um Pessach rum, die unglaublich schön waren. Ich habe mich viel mit den Leuten aus Harduf getroffen, war mit meiner Gruppe in den Golans wandern und war mit einigen Leuten auf einem großen Konzert in der Nähe von Tel-Aviv. Die Kinder in der Schule haben mir sogar Zeichnungen gebastelt, weil ich dann erst mal endlich 8 Tage Pessach und Passoverferien hatte, was sehr süß war, da ich wirklich gemerkt habe, dass ich als ein Part der Schule angekommen und angenommen bin und wurde. Ich bin dann zwei Tage zum toten Meer über die 90' an Jericho vorbei gefahren. Eine unglaublich schöne Route, an der man miterleben kann, wie grüner Wald in trockene Gegend umschlägt bis hin zur Wüste und staubigen Felsen.
Das tote Meer ist ja ein Wunder für sich und definitiv der richtige Ort seine Seele baumeln zu lassen. Der Boden ist voller Salzstücke an denen man sich schnell schneidet wenn man nicht aufpasst. Ich habe ein paar davon mitgenommen die abgewaschen aussehen wie Kristallstücke.

(Totes Meer im Morgengrauen, 7.April 2017)

Sand, Bäume, Feuer, Zelt, Skorpione, Mond und Sterne und schwere Gedanken. So ruhig und zufrieden und gemütlich wie lange nicht mehr. Der Wind rauscht. Direkt durch mich hindurch und lässt kein Platz für Dunkelheit. Fortgefegt und ausgekehrt. Schwimmen und auf dem Wasser liegen in dem salzigen Wasser und Körper mit Schlamm und Sand bedecken. Rieche das Salz auf meiner Haut und lasse mich für einen Moment davon einlullen. Friedvoll im Gleichgewicht.

Ich hatte vorgehabt meine Ferien in Ägypten auf der Sinai Halbinsel mit Omer, einem israelischen Freiwilligen zu verbringen und ich hatte schon den Monat davor mich um den ganzen Visum Kram gekümmert, doch nachdem dort die beiden Anschläge auf Christen stattgefunden haben und Politik nun mal Politik ist und Israel es nicht gerne hat, wenn Israeli an Pessach und Passover zum Sinai fahren, hat die IDF kurzerhand die Grenze geschlossen während wir auf dem Weg im Auto saßen.
Alle anderen außer mir waren wahrscheinlich froh drüber...

Stattdessen hatte ich eine wundervolle Woche mit Omer und noch zwei anderen deutschen Freiwilligen in Israel. Wir sind an den unterschiedlichsten Plätzen und Orten gewesen und haben eine Menge an netten Menschen getroffen. Auf dem Weg zu Omer's Kibbutz „Hazor“ haben wir in Neve Shalom (Oase des Friedens) Freunde besucht. Neve Shalom ist ein kleines Städtchen was sich Auszeichnet in dem dort Gleichviel Juden wie Araber wohnen und wirklich an Gemeinsamkeit und Zusammenarbeit gearbeitet und Wert darauf gelegt wird. Wir waren kurz in dem Haus der Stille, einer moderne Grotte in der wir uns noch ewig aufgehalten und gesungen haben und sind dann noch zu dem Kloster gegangen, welches unweit von dem Städtchen entfernt liegt. Und wieder einmal haben mich die Israeli mit ihrer Beobachtungsgabe überrascht. Denn ich wurde in dem kleinen Weinladen plötzlich auf mein Tattoo angesprochen und ob meine Augen denn nicht auch lächeln könnten. Ich kam dann mit einem geschenkten Wein wieder hinaus...

Pessach am 10.4 in Hazor war bis jetzt eines meiner Lieblingsfeiertage und Feste der Juden. An Pessach wird der Auszug der Juden aus Ägypten gefeiert und zwar mit großer Nacherzählung und Gesang und Schauspiel und allem möglichen. Zudem war der Abend meine erste richtige Kibbuzim Feier, was definitiv etwas sehr schönes und wertvolles war. Ich habe es genossen mit dem Kibbutz zusammen in der Essenshalle zu sitzen und deren Riten und Traditionen mitzumachen. Zur Pessach-zeit wird z.B. nichts gesäuertes gegessen. Es ist in den Tagen fast unmöglich in nicht arabischen Läden normales Brot zu kaufen und jeder isst Matze (Matza), was wirklich nach nichts schmeckt, ich aber aus Deutschland kenne und sogar gerne esse.

Wir sind am nächsten Tag dann runter an Ashdodd vorbei nach Nitzan an den Strand gefahren und haben dort den Tag verbracht bis wir dann Abends zum Rainbow Gathering weiter gefahren sind. Auch ein sehr interessantes Event, von dem ich vorher noch nie gehört hatte, was es aber auf der ganzen Welt gibt und in Israel doch auch sehr bekannt ist. Die Regenbogen-Treffen finden immer an den abgelegensten Orten statt unter freiem Himmel und sind eine Art spirituelle-Hippie-Öko Kommune mit allen Möglichen Workshops und zum Teil abstrakten Ansichten, aber konzentriert auf Naturverbundenheit und Frieden. Wie haben eine Menge an schöner Musik gemacht und nette Menschen getroffen und haben dann bei einer Freundin im Kibbutz Kfar Aza geschlafen, ein Kibbutz nicht mehr als 5 km vom Gazastreifen entfernt. Die Zäune waren doppelt so hoch und Gaza konnte man natürlich sehen. Aber diese Nacht war es ruhig. Ausnahmsweise...

Am nächsten Tag ging es nach Be'er Sheva, der Wüstenhauptstadt. Eine graue, öde und triste große Stadt, die an sich nichts wirkliches schönes hat. Und von dort aus nach Sde Boker und Midreshet Ben Gurion und weiter in die Wüste zum Mitzpe Ramon, einem kleinen schönen Städtchen mit viel Kunst und dem „berühmten“ Krater. Wir sind dort zur Ein Akev Quelle gewandert und haben die Zeit genossen. 

(Ein Akev, Negev, 14.4.2017)
 
Auf dem Rückweg nach Harduf haben wir noch eine Nacht am Strand von Hadera verbracht am Ostersonntag, wo wir ,Uri, einen Freund von Omer besucht haben. Und mal wieder wurde mir bewiesen, dass Harduf Biografiearbeit sehr ernst nimmt, denn in dieser Nacht saß ich sehr lange am Feuer nachdem ich Uri von den Biografiearbeiten erzählt habe und er mir darauf hin kurzerhand sein gesamtes Leben erzählt hat. Schon jetzt bekommt jede Lebensgeschichte einen besonderen Platz in meiner Welt. Ich hab kein Ostern gefeiert, nicht mal ansatzweise, aber ich habe ein weiteres Leben, eine weitere Persönlichkeit gesammelt und das ist genug gewesen.
Ich hab die Tage danach noch auf kleinen Festivals verbracht und mit den unterschiedlichsten Menschen verbracht und auch wieder selber angefangen an meiner Biografie zu arbeiten, weil ich sie irgendwann im Juni nochmal erzählen muss.
Wir hatten noch drei (Feier-) Tage im April/Mai, welche sehr bedeutend für Israel sind. „Yom HaShoa“ der Holocaust Gedenktag, „Yom HaZikaron“ der Nationaler Gedenktag und „Yom HaAtzmaut“ der Unabhängigkeitstag Israels. Der Holocaust Gedenktag war dieses Jahr am 24.4. Wir sind an dem Tag nach Jerusalem gefahren und ins Yad Vashem gegangen, dem Holocaust Museum. Dort werden 6 Fackeln zum Gedenken an die 6 Millionen jüdischen Opfer des Holocaust angezündet und um 10:00 heulen die Sirenen im ganzen Land für 1-2 Minuten. Wir waren gerade auf der Autobahn und es war schon erstaunlich zu sehen, wie plötzlich die Autos anhielten die Menschen aussteigen und alles für diese kurze Zeit schweigend stillsteht. Selbst Radio und Fernsehsender verzichten an dem Tag auf Unterhaltungsmusik und -programme. Im Yad Vashem haben wir über die unterschiedlichen Dilemma des Holocaust geredet und verschiedene Geschichten betrachtet. Ich hätte selber von mir erwartet mich als Deutsche schuldig und unwohl zu fühlen, das war aber kein einziges mal der Fall. Auch die Zeremonie in Beit Elisha war wunderschön gestaltet mit Musik und kleinen Vorträgen und einem Berg voller Kerzen.
Aber die Krönung im April war definitiv die arabisch Hochzeit, auf der ich eingeladen war. Denn das war nicht nur meine erste arabische Hochzeit, sondern auch meine generelle erste und einzige Hochzeit überhaupt auf der ich war. Laut, lustig und eine Menge an gutem Essen. Nicht mal der Gedanke, ob die Frau ihren Mann selber ausgesucht hat oder nicht konnte die schöne Stimmung kaputt machen oder meinen Wohlfühlfaktor beeinflussen.

Wie man schon bemerkt, habe ich die letzten beiden Monate eine Vielzahl an unterschiedlichen Gruppen und Menschen kennen lernen dürfen. Ein großes Geschenk, solch ein differenziertes Bild von Israel zu bekommen, welches wahrscheinlich nicht so viele Menschen von Israel zu Gesicht bekommen. Ich bin dankbar, dass ich die Möglichkeit habe eine Kultur und ein Land mit solch unterschiedlichen Facetten kennen lernen zu dürfen.

Sonntag, 4. Juni 2017

Ausschnitt aus März

März:
Der März wurde dann wieder besser. Nicht nur von meiner Stimmung, sondern auch weil ich schöne Momente erleben durfte und schöne Begegnungen gemacht habe. Kleine Momente zwischendrin die mir doch immer wieder den Tag versüßen. So haben wir diesen Monat unter anderem am 11.3-12.3 das Fest “Purim” gefeiert. (“Purim ist ein Fest, das an die Errettung des jüdischen Volkes aus drohender Gefahr in der persischen Diaspora erinnert. Nach dem Buch Ester versuchte Haman, der höchste Regierungsbeamte des persischen Königs, die gesamten Juden im Perserreich an einem Tag zu ermorden. Königin Ester führt jedoch durch Fasten und Gebet die Rettung herbei.”). Vorher hatten wir eine kleine Purimfeier hier im Wald. Wir haben eine Woche vorher Namen gezogen und sollten besonders nett zu dieser Person sein und dann an dem Tag gab es für jeden von der geheimen Person ein kleines Geschenk. Eine kleine Geste, die viel Spaß in die ganze Gruppe reinbrachte. An Purim direkt war ich dann ein paar Tage in Tel-Aviv und habe einige Zeit mit der Hälfte meiner neuen Gruppe verbracht, was sehr schön und gut war. Zudem ist in Tel-Aviv auch eine ganze Menge los an Purim. Der Brauch ist es nämlich sich zu verkleiden und auf große Paraden zu gehen. Im Prinzip wie Karneval. Und wie es typisch für Israel ist bin ich plötzlich Bekannten aus Deutschland und Freiwilligen aus dem Zwischenseminar über den Weg gelaufen und habe nette neue Begegnungen gemacht.

Und dann wenige Tage später bin ich mit meiner Gruppe auf ein Wüsten Seminar gegangen, was von Masa ausgegangen ist, der Organisation, welche die jüdischen Leute hier unterstützt und ich durfte mich mit schleichen. Wir waren also mit anderen jungen jüdischen Leuten (Amerikanern) aus anderen Programmen hier in Israel zusammen für ein paar Tage unterwegs und das war bis jetzt eines der besten Dinge. Nicht nur weil ich das erste Mal richtig Zeit in der Wüste verbracht habe, sondern auch weil unser Programm so vielfältig und interessant war.
Steppe. Wüste. Brauner Stein. Vereinzelt grüne Büsche. Hügelige Landschaft. Steinig und trocken. Ausgedörrt obwohl es Frühling ist. Kleine Containersiedlungen in Abständen. Hirten mit ihren Schafen und Ziegen überall auf der Jagd nach dem bisschen Grün was jetzt im Frühling hervorgesprossen ist. Vollverschleierte Frauen. Pferde. Kamele. Keine Spur von Elektrizität oder Wasser. Ein kaputter Panzer steht verwahrlost herum. Müll liegt herum. Unterstände und Gehege mit Blechdecken spärlich abgedeckt. Kleidung auf einer Leine am trocken. Stillgelegte Fabriken. Wüstenstein leuchtet in Gelb, Braun, Grau und Rot mit scharfen Kanten in der prallen Sonne. Militärhelikopter brettert über meinen Kopf hinweg und Überbleibsel von allen Möglichen Gebilden sind zu sehen. Leben der Beduinen-Araber!
(Eines der vielen nicht registrierten Settlements von den Beduinen-Araber)

(Negev)
Die Wüste ist so still...Friedfertig! Ich will einfach hier sein. In der Sonne sitzen, den Wind auf meinem Körper spüren und warten bis die Ruhe von außerhalb in mein rastloses, verwirrtes Herz findet und mich umhüllt.
Angefangen haben wir unser Seminar in dem wir eine Fahrradtour in der Gegend von Nitzana gemacht haben, einem kleinen Ort im Westen der Wüste, nicht weit vom Gazastreifen entfernt und ziemlich direkt an der Grenze zu Ägypten.
Zudem haben wir einige Zeit in einem Flüchtlingscamp verbracht und uns dort die Geschichten von Menschen Größtenteils aus Afrika (Meist Sudan) angehört, welche nach Israel geflüchtet sind und uns erzählt haben wie deren Lage nun aussieht und wie Israel mit Flüchtlingen umgeht. Und da dieses Camp auch schon Mitten in der Wüste im Nirgendwo ist, kann man sich wahrscheinlich denken, wie Israel generell dazu steht...
(Nitzana, März 2017)
Weiter ging es nach Arad, einer Stadt auf der Ostseite des Negev, wo wir am nächsten Tag etwas entfernt von der Stadt 8 Stunden lang Richtung totes Meer in der Wüste auf dem Tzuk Tamrur trail wandern waren. Ein unvergessliches und schönes Erlebnis!

(Negev)

(Aussicht aufs Tote Meer, Tzuk Tamrur trail)
(Tzuk Tamrur trail, März 2017)

Am letzten Tag haben wir uns noch mit Salima, einer Beduinen Frau in einer der Beduinen-Communities getroffen, die uns ein ziemlich genauen Einblick in ihr Leben als Frau und als Feministin unter den Beduinen und Arabern gegeben hat. Dazu muss man etwas ganz wichtiges über den verschiedenen Standard und die Einteilung der Araber in Israel wissen, was auch mit der komplexen und schwierige Identitätsfrage hier zu tun hat und was ich glaube ich noch gar nicht richtig erklärt habe. Ganz grob gesagt (es gibt immer kleinere Ausnahmen) jeder „Bürger“ Israels ist Israeli. (Palästina und Palästinenser mal ganz rausgelassen, das wird dann nur noch komplizierter). Dann haben wir aber ja die große Spanne zwischen den Arabern und den Juden (beides aber Israeli). Die Araber sind von der Religion auch noch mal gesplittet in Moslems und ein kleiner Teil an Christen und Drusen. So weit so gut, aber viel wichtiger um das Leben hier etwas besser zu verstehen ist, dass man unterscheidet zwischen den Arabern die in all den (Groß-)Städten wohnen (überwiegend keine Beduinen) und dann den Beduinen-Arabern im Norden und den Beduinen-Arabern im Süden.
Nach dieser Reihenfolge wird ein bisschen auf einander abgeschaut und der Lebensstandard zeigt es am besten. Ich habe mit den Beduinen-Araber im Norden zu tun. Und obwohl die Beduinen in der arabischen Welt eine Minderheit sind, sind die Unterschiede zwischen Nord und Süd doch sehr groß. Beduinen im Norden haben überwiegend Geld, stattliche Autos und Häuser. Schicken ihre Kinder zur Schule und sogar Frauen haben mehr Freiheiten. Die Beduinen im Süden leben in den Blechbaracken, wie man auf dem Foto weiter oben sehen kann. Oft keine Elektrizität und Schwierigkeiten an Wasser zu kommen. Kinder helfen im Haushalt und mit der Arbeit mit und gehen nicht zwingend zur Schule, oder nicht nach der 6.Klasse. Das Leben ist härter in der Wüste, selbst wenn die Beduinen nicht mehr herum ziehen. Frauen sind immer noch abhängig von den Gesetzen und dem Wort der Stammesführung, obwohl diese theoretisch natürlich keine Gültigkeit besitzen. Dort Feministin zu sein bedeutet einen Mann zu haben der einen unterstützt, sodass man die Kinder auch nach der 6.Klasse noch in die Schule schicken kann und seine Kinder im Haus so erzieht, dass sie offen und stark genug sind vielleicht eines Tages in der Stadt arbeiten zu können.
Nach dem wir Salima besuchen waren, sind wir nach Dimona gefahren, haben dort eine kleine Tour gemacht und haben dann dort die Black Hebrew Community besucht. Auch eine sehr interessante Begegnung. Die Community besteht aus Afroamerikanern, die glauben dass sie von den antiken Israeli abstammen und praktizieren demnach ein Mischmasch aus Christentum und Judentum. Sie werden als Hebräer bezeichnet, werden aber überwiegend nicht anerkannt. Eine ganze Menge an Hebräer und Communities leben immer noch in Amerika, was der Grund ist wieso die Hebräer in Israel überwiegend auch Englisch sprechen und die Kinder dort ihre eigene Sprache aus Englisch und Hebräisch kreiert haben. Beeindruckend in der Community ist der strikte Veganismus und die Idee nur natürliches verwenden zu dürfen und tragen zu wollen.
Insgesamt habe ich einige vielfältige neue Seiten von Israel gesehen, die es mir Möglich machen das Land nochmal besser zu verstehen.

Ansonsten ist im März noch Panni, meine ungarische Mitbewohnerin wieder zurück gegangen, sodass ich seit dem den Raum für mich alleine habe. Einen kleinen Stimmungseinschlag gab es, als die Leute vom Feuerschutz hier waren und angefangen haben den Wald Rot zu markieren. Sha'ar laAdam ist nun mal kein natürlicher Wald, sondern besteht aus gepflanzten Pinien, die nun mal gerade hier sehr gefährlich sind, wenn sie dichter als 10 Meter zueinander stehen. Das heißt ca. 80% von unseren Bäumen müssen gefällt werden, was eine ganze Menge ist! Wir sind also zwischendurch immer wieder am fällen. Und natürlich werden wir hier andere Bäume und Obstbäume anpflanzen, aber das braucht eben seine Zeit.
Aber wir haben nun auch ein kleines Gewächshaus hier im Wald aufgebaut, wo wir selber Setzlinge ziehen können. Es tut sich also rundherum etwas, wenn auch Schritt für Schritt.

Ausschnitt aus Februar

Ich hab einiges erlebt, einiges ist passiert und jeder Tag ist so lang und voll, sodass ich der Zeit gar nicht gerecht werden kann, wenn ich jetzt versuche die letzten Monate zusammen zu fassen. Und beim ‘zusammenfassen’ fällt mir wieder einmal auf, wie überrascht ich doch von der Intensität Israels bin. Monate und Tage könnten nicht gegensätzlicher sein. Ich wollte raus aus all der Oberflächlichkeit in Deutschland und das habe ich auch geschafft. Israel und speziell Harduf ist tiefer als alles andere. Die Menschen hier denken auf einer ganz anderen Ebene. Das macht die Stimmung zwar auch schwerer und fast jeden Israeli den ich kenne, ist als Mensch total kompliziert und schwer zu verstehen. Gute Tage sind richtig gute Tage und schlechte Tage sind richtig schlechte Tage. Aber so ist das, wenn man eine Lebensernsthaftigkeit besitzt, die in vielen Leben doch verloren gegangen ist. Ob Deutschland oder Israel jetzt die Blase ist, darüber lässt sich streiten. Definitiv aber sind es zwei Grundverschiedene Lebenswege.

Februar:
Der Februar war bis jetzt der schwierigste Monat. Aber vielleicht musste das auch einfach kommen, nach dem der Januar so gut war. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass es Winter war, selbst wenn es hier schon wieder verhältnismäßig warm war. Aber letztendlich ist es nur eine Reihe von Dingen.

Der Abschied von der alten Gruppe, mit der ich die ersten Monate zusammengelebt habe war dann doch nicht so einfach wie gedacht, was ich sehr schnell merken durfte. Und zwar nicht weil ich jeden einzelnen vermisse, sondern weil mir plötzlich bewusst geworden ist, wie sehr und schnell man sich doch an bestimmte Menschen, Dinge und Abläufe gewöhnt. Es ist halt doch einfach etwas anderes in einer Community zu leben.
Ich durfte dann aber in ein anderes “Zimmer” umziehen, welches ich mir jetzt richtig schön eingerichtet habe und den Februar und den März mit einem wunderbaren Menschen geteilt habe, der mir gezeigt hat, dass ich lieber mit ihr ein Zimmer teile, als alleine ein Zimmer zu haben. Generell bin ich jetzt an einem Punkt, wo ich Privatsphäre nicht brauche bzw. gelernt habe mir meine Zeit zu nehmen, während ich umrundet bin mit dem Leben. Jetzt brauche ich definitiv nicht mehr mein eigenes Zimmer. Das ist ein Luxus der nett sein kann, aber für mich keinen wesentlichen Stellenwert mehr hat.

Anfang Februar ist dann die neue Gruppe angekommen mit denen ich jetzt zusammen lebe und die einfach total anders ist als die letzte. Diesmal noch mehr amerikanisch aber auch mehr ausgeglichen. Das mag auch daran liegen, dass das Männer-Frauen Verhältnis diesmal stimmt und wir nicht so viele sind. Mit Michael und Jordan aus meinem alten Kohort und mir sind wir diesmal 9 Leute (5 Männer/4 Frauen), nach dem einer gegangen ist, da Harduf nicht der beste Ort für jemanden ist, der schon fast jüdisch orthodox ist.
Direkt dann ist auch Ilse Wellershoff-Schuur gekommen, die Pfarrerin aus Überlingen, die mir hier die Stelle eingerichtet hat und mit Faiz und Ya’akov der Kopf von Sha’ar laAdam ist.
Und wie jeden Monat hatten wir diesen Monat auch Feiertage und Feste. So war am 11. Februar “Tu bishevat” das Neujahrsfest der Bäume. Und steht für den Beginn der idealen Pflanzperiode und somit für das Ende des Winters. An dem Tage werden Bäume gepflanzt und Früchte gegessen (Möglichst 15 Früchte aus Israel).
Vom 12.Februar an war ich dann 5 Tage auf meinem Zwischenseminar im Norden, wo ich nicht nur endlich mal die Gelegenheit hatte die anderen 5 Deutschen, die über meine Organisation hier in Harduf sind besser kennen zu lernen, sondern auch alle anderen Freiwilligen in Israel von den “Freunden”. Das war für mich nach langer Zeit das erste mal, dass ich wieder Deutsch gesprochen habe und mit Deutschen umgeben war. Diese wenigen Tage waren richtig intensiv und wichtig, haben mich aber doch auch etwas aus der Atmosphäre von Sha’ar laAdam raus geworfen, wie ich später festgestellt habe, da ich dadurch den Anfang der Gruppenbildung in dem neuen Kohort verpasst habe.
Im Vordergrund des Seminars stand Verarbeiten, Reflektieren und das Auseinandersetzen mit sich selber. So haben wir zum Beispiel die erste Nacht jeder für sich alleine draußen verbracht und ich habe festgestellt, dass es in den Golans wilde Wölfe gibt die gerne mal neben einem auftauchen und einem erst mal einen Schrecken einjagen. Die Reflektionsarbeit war so intensiv, dass ich am Ende meiner Arbeitsgruppe meine Biografie erzählt habe. Was für mich der Beweis ist, dass der Wald definitiv etwas mit mir macht. Ich bin sonst eher der Typ gewesen, der nicht über sich spricht. Auch den Blick nach vorne habe ich gewagt und mir erlaubt ein paar Gedanken zu dem Thema zu machen, was ich wirklich nach dem Jahr will. Was das konkret ist, lasse ich aber noch offen, bis mein Jahr rum ist.

Und dann bin ich wieder zurück gekommen und die Welt hat sich bei mir ein bisschen aufgehört zu drehen und ich bin irgendwo in mir selber hängen geblieben, obwohl die Arbeit richtig gut war und ich sogar die perfekte Arbeitswoche hatte. Sonntag - Unterrichten in der Schule, Montag - Arbeiten auf GanHabait der organischen Farm von Harduf, Dienstag - Waldarbeit, Mittwoch - Beit Elisha in den Ställen mit den Pferden und den Membern, Donnerstag - Arbeiten in Alon HaGalil, dem Garten von Sha’ar laAdam etwas entfernt von hier. Und Freitag morgens Gemüse verkaufen aus unserem Garten in Tivon.
Zudem habe ich den Workshop in Beit Elisha von Garten zu Ställe gewechselt und ich liebe es einfach nur dort zu sein. An der Arbeit ist also rundherum nichts auszusetzen.

Ein aufregender Moment war, als die Arbeiter endlich angefangen haben auf dem Fundament für das Andachtshaus den Schutzraum und somit ein Teil des Andachtshauses zu bauen. Jetzt müssen wir in einem Notfall also nicht mehr nach Harduf rennen… und das Andachtshaus wird hoffentlich irgendwann auch noch fertig.

Foto.JPG

Die neue Gruppe war/ist deutlich religiöser als die letzte, besonders als der eine, der die Gruppe jetzt verlassen hat, noch da war und wir noch versucht haben für ihn einige jüdische Regeln zu beachten und es dann manchmal schwierig für mich war mich noch wohl zu fühlen, ohne so zu wirken, als wäre ich nicht offen genug. Im Endeffekt kenne ich die Lieder an Shabbat besser als den Rest meiner Gruppe, also muss ich mir darum wohl eher keine Gedanken machen.

Aber im gesamten war der Monat sehr wichtig. Ich lerne die gute, frische Seite der Anthroposophie kennen und finde mich in Harduf total wieder. Und könnte mir sogar vorstellen das Grundjahr der Anthroposophie in einem Punkt meines Lebens zu machen. Ich bin dankbar, dass ich auf eine Waldorfschule gehen durfte und habe realisiert, dass ich sehr wohl spirituell, religiös, anthroposophisch und ich selber in einem sein kann.
Und obwohl ich einige nicht so schöne Tage hatte, ist es gut für mich immer wieder an meine Grenzen zu kommen. Gemütlich zu werden und es mir im Leben bequem zu machen hat eh noch nie zu meiner Biografie gepasst und bis ich nicht aus meinen Fehlern lerne, ist es auch gut, dass ich diese immer wieder vom Leben vorgehalten bekomme. Ansonsten kann ich Grenzen auch nicht erweitern und verschieben. Das mag nerven, aber da ich nun mal die Realität will, nehme ich alles an was mir entgegen kommt.