Freitag, 27. Januar 2017

Bildergalerie

(Tel-Aviv Yafo beach, November)
                                     Kinderlachende Ausgelassenheit
                                     mitten zwischen
                                     bunten Wellen
                                     Und im friedlichen Sand
                                     schlummern die gestohlenen Träume.


(Tel-Aviv Yafo beach, Abend 31.12.2016)

1.1.2017: "Sitze in mitten des bunten Lebens.Bin in Tel-Aviv in einem kleinen Cafe und genieße das Frühstück und bin wieder mal erstaunt, das Leben doch überall gleich ist.
Autos fahren wirbelnd durch die Straßen.Gehupe hier und Geärusche da.Manch einer flitzt mit seinem elekronischen Fahrrad oder Roller im schicken Anzug auf und ab.
Frauen tragen ihre Schminke aufrecht mit erhobenen Hauptes.Leben ist langsamer als in Deutschland, obwohl Tel-Aviv eine Großstadt ist.Für diesen Moment ist Leben gut und die Stadt atmet."

(Aussicht, Sha'ar laAdam-Bab l'il Insan) 
10/2016: "Fliegen. über das Mittelmeer, vorbei an Zypern und ab in die Seenkrechte zum Landeanflug.
Trockene Hitze, staubige Atmosphäre, rötlich braune Landschaft. Und am Horizont die untergehende Sonne, welche die Welt in glitzernden Staub verwandelt. Glühende Staubwolken am Horizont gefärbt in Rot, dahinschwebend und abgestellt. Neue Welt schleicht sich in meinen Atem und hält mich inne."

(Arbeitsstelle in Alon HaGalil)


(Arbeitsstelle in Alon HaGalil)
10/2016: "Wenn man über seine Sprache lebt, über seine Worte definiert wird, über Stückchen eines Alphabets lernt mit anderen zu komunizieren, dann ist es schwer plötzlich in einem Land zu sein, in dem die eigenen Worte nichts mehr zählen, in dem ich nicht mehr zwischen mir und meiner Sprache übersetze, sondern in dem plötzlich mein Alphabet erweitert und direkt in eine Sprache übersetzt werden muss."

(Gruppenbild im Heu/Kohort 6)


(Tzfad, Dezember 2016)
                               Und während die Zeit
                               unentschlossen bleibt, versuchen wir doch
                               nur unsere Tragweite aller möglichen
                               Möglichkeiten zu sichten.


(Gruppenbild in Nazareth/Kohort 6)

(Ramallah (Westbank), Januar 2017)
                              Bewege mich in waagerechter Schräge
                              und sehe der Welt beim Leben zu.
                              Zähle die Steine auf dem Rücken der Menschheit.
                              Durch meine Kraft bröckelt der Verstand.

(Markt in Ramallah (Westbank), Januar 2017)
 14.1.2017: "Emotionslos mit so vielen Emotionen und gedankenlos denkend im Zwischenraum."

(Bethlehem (Westbank), Januar 2017)
 2016: "Manchmal schwebt man einfach. Schwebt und weiß nicht warum. Und wenn man schwebt, verliert sich das Denken irgendwo dort, wo die menschliche Hülle keinen Zutritt hat. Es fehlen die Worte zum beschreiben und benennen."

(zentraler Platz, Bethlehem (Westbank), Januar 2017)


(Mauer Palästina - Israel, Westbank)
                                Und wenn du plözlich begreifst,
                                dass sich die andere Seite der Mauer
                                auch wie deine Heimat anfühlt,
                                weißt du, dass du Zuhause angekommen bist.    


Ausschnitt aus November

Der Nächste Monat ist schon seit einer Weile rum und nachdem sich nun mein Wochenablauf eingependelt hat, versuche ich innerlich meine Balance zu finden. Zwischen all den Menschen und den Dingen, die um mich herum stattfinden. Ich bin auf der einen Seite sehr mit mir beschäftigt und auf der anderen Seite finde ich nicht genug Zeit um zu schreiben und um zu denken und meine Gedanken zu sortieren.
Am Meisten hat mich diesen Monat (November) beschäftigt, dass es wirklich Zeit braucht um die Dinge hier zu verstehen. Um zu verstehen, was dieser Ort ist, was dieses Land ist, was für Konflikte hier den Alltag bestimmen und wieso. Ich beschränke mich aus dem Grund noch auf die Dinge die direkt hier passieren und meinen Alltag bestimmen und halte mich noch zurück mit Detailberichten über die Kulturen/Religionen und die Konflikte/Problematiken und die wichtigsten Menschen hier. Denn es reicht in Israel nicht, nur zu fragen und sich dann alles erzählen zu lassen. Denn erstens ist es speziell hier immer nur eine Variante der Geschichte und zum anderen möchte ich nicht über Dinge reden, die ich zwar meine zu verstehen, weil sie mir jemand erzählt hat, aber nicht wirklich verstanden habe, weil ich dafür die Gegebenheiten noch zu wenig kenne. Und da ich mitbekomme, dass viel zu schnell jeder zu wissen meint, was Israel für ein Ort ist aber eigentlich keine Ahnung hat und da ich ein Jahr Zeit habe und Geduld eine Tugend ist, taste ich mich jeden Tag ein Stückchen weiter vor in diese Welt.

Ein bisschen hab ich ja schon erzählt was ich so jede Woche mache und was meine Arbeit ist. Nachdem sich der Plan auch endlich mal eingependelt hat, kann ich auch ein bisschen mehr über die Dinge erzählen die unabhängig von meiner Arbeit so drum herum passieren. So besteht der Circle am Montag darin, dass jeder kurz sagt wie es ihm/ihr geht und wie die Woche oder das Wochenende war. Zudem wird die nächste Woche besprochen. Eine gute Gelegenheit die Gruppenstimmung einzufangen, die doch immer wieder sehr stark hin und her pendelt. Zudem ist diese Gruppe auch nur noch bis Ende Januar hier, da dann das Programm endet und Anfang Februar lerne ich dann die neue Gruppe kennen.

Theater ist auch sehr speziell. Denn zum einen ist es anthroposophisches Drama was wir hier spielen und obwohl ich einiges an Theater gewöhnt bin doch sehr anders und zum andern bin ich nicht so vertraut mit der Gruppe, dass es für mich ein leichtes ist in einer anderen für mich nicht flüssigen Sprache zu improvisieren. Bis jetzt haben wir viel Improvisation gemacht, sowie Sprachtraining und Bothmergymnastik und nun fangen wir an, in einer total gekürzten Version Peter Pan für eine Kinderaufführung zu spielen und sind dabei das Drehbuch umzuschreiben. Ich bin trotz allem schon gespannt wie es wird und wie wir das hinbekommen werden, zumal ich in der Musikgruppe dabei bin und eventuell ein Cello organisiert bekomme. Mein Cello ist sowieso etwas was ich hier vermisse. Wir haben zwar zwei Klaviere hier im Wald, (wie kann es auch anderes sein, wenn man in einem anthroposophischen Wald lebt) aber es ist eben doch nicht so einfach mal eben ein Cello zu organisieren.

Ich hab wie schon erwähnt Hebräisch und Arabisch jede Woche, aber da ich im Moment noch sehr darauf bedacht bin mein Englisch zu verbessern, hab ich für mich die beiden anderen Sprachen noch zurück gestellt und noch nicht intensiv angefangen zu lernen. Mein Hebräisch und Arabisch besteht demnach bis jetzt nur aus einzelnen Sätzen. Ich hab aber auf jedenfall vor mich da noch weiter reinzuarbeiten um auch von der Sprache mehr zu haben.

Die Koexistenzstunden sind für mich auch ein Lieblingsteil der Woche. Denn die Stunden geben Faiz und Yaakov. Faiz, der Chef des ganzen und einer der wichtigsten Menschen hier ist ein Beduine. Also ein Araber und demnach als Moslem aufgewchsen. Yaakov, der Mitgründer des Kibbutz und auch einer der wichtigsten Menschen ist ein jüdischer Israeli. Und obwohl die beiden seit Jahren beste Freunde sind und so einige Geschichten zusammen erlebt haben, ist es doch immer wieder interessant zu sehen, wie sehr doch die Meinungen zwischen den beiden auseinander gehen oder die Dinge anders sehen oder erlebt haben, wenn es um die Geschichte Israels geht oder den Konflikt oder auch nur bei kleinen Dingen andere Meinung sind. Wir besprechen zum einen die Geschichte Israels in den Koexistenzstunde und zum anderen stellen wir selber einiges an Fragen und dürfen diskutieren und tasten uns vor und versuchen all die unetrschiedlichen Problemtiken zu verstehen.

Beit Midrash ist auch einmal die Woche. Beit Midrash bedeutet so viel wie die „Auslegung religiöser Texte“, was auch so ziemlich erklärt was wir machen. Religiöse Texte besprechen und miteinander durchgehen und und drüber diskutieren. Auch immer eine sehr interessante Stunde, bei der es auch gerne mal Reibungen gibt. Zudem haben Michaela und ich eine Stunde erklärt was Advent und Weihnachten ist und über die Christengemeinschaft geredet. Interessasnt war dann doch zu sehen, dass viele aus der Gruppe keine Ahnung von den christlichen Festen haben und das Wort „Advent“ noch nie vorher gehört haben.

Auch ein wesentlicher Teil hier ist die Biografiearbeit, was so viel meint wie dass jeder dran ist an einem Abend über sich selber zu reden. Jeder hat 45 Minuten Zeit für seine Biografie und danach gibt es eine Fragerunde, sowie eine Abschlussrunde in der jeder zu der Biografie sagt, was man bevorzugt hat und einen Wunsch an die Person für die Zukunft richtet. Auch immer ein sehr intensiver Abend, da die meisten Biografien nun mal viele dunkle Teile haben, wie das im Leben nun mal so ist. Auch ich hab Anfang November meine Biografie erzählt, was erst mal gar nicht so einfach war. Ich bin kein Freund davon über mich selber zu reden und mir Gedanken über meine Vergangenheit zu machen. Aber letzendlich hab ich es als Grund gesehen eine ganze Menge einfach mal aufzuschreiben und dann war es gar nicht so schlecht. An sich finde ich, ist die Biografiearbeit ein ganz wesentlicher Teil, gerade wenn man vorher noch nie etwas vergleichbares erlebt hat und nie einen Grund hatte, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Aber da in der Waldorfschule doch immer wieder die Arbeit mit sich selbst im Vordergrund steht und auf dem Vorbereitungsseminar natürlich auch, bin ich dementsprechend etwas müde davon.

Jeden zweiten Freitag Abend halten wir zusammen Kabbalat Shabbat, also läuten den Shabbat ein. Es wird viel gesungen, ein Psalm gelesen und Blessings ausgesprochen, bevor es dann das Shabbat dinner gibt. Havdalah ist dann das Ritual oder auch das Fest zum Ende des Shabbat am Samstagabend. Eine spezielle Kerze wird gezündet und wieder verschiedene blessings aufgesagt. Zudem hat jeder von uns ein kleines Heftchen in dem danach jeder reinschreiben soll was gut und was schlecht an der letzten Woche war und einen Wunsch fur die nächste Woche. Alles in allem eine dann doch sehr volle und lebendige Woche.

Ich denke, November war für die ganze Gruppe ein relativ stressiger Monat. Nicht nur innerhalb der Gruppe hat es immer wieder gekrieselt, auch ausserhalb in der Arbeit gab es immer wieder kleinere Reibereien. Zudem war generell in Israel z.B mit den Bränden auch einfach viel los, sodass wir alle doch ganz schön angespannt waren. Mitte November musste eine von uns (Diana) aus dem Programm zurück nach Kolumbien, weil ihr Visum nicht verlängert wurde, wegen diversen “Missverständnissen” an einigen Ecken. Plötzlich erst mal eine Person weniger zu haben, die wirklich entscheidend für die Gruppendynamik ist, ist erst mal ziemlich blöd, aber man gewöhnt sich halt daran. Das nächste waren sicherlich die Brände von denen der eine oder andere vielleicht in den Nachrichten gehört hat. Ganz schlimm war es in Haifa , in der nächst grösseren Stadt von mir aus. Aber auch hier im Wald auf der arabsichen Seite in Kabbi’yah gab es kleinere Brände. Fur uns hies das Nachts abwechselnd Feuerwache/dienst schieben zu müssen. Eine Erfahrung die hier nun mal dazu gehört. Dabei ist es sehr interessant zu erleben, dass in den News viel über Brandstiftung geredet wurde, ausgeführt von der arabischen Seite und nur von den israelischen Bränden berichtet wurde. Auf Brandkarten, wo all die Brände einsehbar waren, wurde z.B Harduf rot gekennzeichnet als Brandgebiet und nicht Kabbi’yah oder andere arabische Städte, welche genauso betroffen waren, wenn auch nicht so massiv wie Haifa. Wie auch immer. Letztendlich ist es ein schönes Beispiel dafür, dass es eben nicht immer so ist wie es scheint. Und auch immer viel komplexer ist als nur gut und böse und richtig oder falsch.
An einiges hab ich mich inzwischen gewöhnt, wie z.B. an die gesamte Security, die hier nun mal überall ist und einen auch immer durchchecken. Sei es vor jedem grösserem Laden oder anderen öfentlichen Plätzen wie Bus, Bahn etc. Auch wenn wir mit der Gruppe unterwegs sind, sind wir verpflichtet eine Security dabei zu haben. Andere Dinge wie z.B kleinere Reibereien zwischen den Kulturen geben mir immer noch zu denken, was aber wahrscheinlich gut ist, denn nur weil etwas hier normal ist heisst es ja nicht dass es richtig ist. So sassen ein Junge aus meiner Gruppe und ich in der Schule zufällig an einem der Tische, welcher mit einer israeli Flagge bemalt ist. Ein Lehrer kam vorbei und machte einen Joke darüber, dass wir am israeli Tisch sitzen würden und nicht an einem anderen. Es war nur ein Witz und keine grosse Sache, aber das zeigte mir wieder einmal wie sensible hier alles ist und wie sehr die Konflikte doch im Unterbewusstsein verankert sind. Ich hab mich nur an den nächsten freien Tisch gesetzt und die Bemalung nicht einmal wahr genommen.
Ansonsten habe ich plötzlich angefangen die Biebel zu lessen und die wichtigsten und interessanten Plätze raus zu schreiben, was für mich sehr interessant ist, weil ich merke, dass mir doch etwas mehr an all dem liegt, als ich dachte. So hab ich auch kurzerhand einen Adventskalender und einen Adventskranz mit Kerzen aufgebaut und mir gedacht dass ich die Koexistenz hier mal nicht nur auf Moslems und Juden begrenzt lasse. Trotzdem bin ich nicht so richtig in Advent und Weihnachtsstimmung, da die Stimmung generell doch sehr anders ist. Ich hab auch noch keine Ahnung wie Weihnachten bei mir wird bzw Hannukah, aber ich weis dass noch ein Ausflug nach Nazareth ansteht und ich, wenn ich möchte, auch mit allen die hier sind etwas an Heiligabend planen darf.

- Plätschernde Wellen treiben
  meine rastlose Seele davon.
  Ich lasse los und
  stehe
  stehe ohne gehalten zu werden
  und danke der Sonne für ihre berauschenden Flügel.