Freitag, 7. Oktober 2016

Zuhause

Eine Woche bin ich jetzt hier und ich hab schon so viele neue Dinge erlebt. Mein Kopf ist gefüllt von Farbklecksern die zu Erinnerungen gehören. Für jede Farbe ein neuer Geruch, ein neuer Geschmack und für jede Farbe ein neuer Mensch. Da ich hier ein Jahr bleibe, muss ich wohl mein Farbspektrum erweitern.
Ich sitze hier mitten im Wald umgeben von Bäumen, Zelten und Hütten und schaue der Sonne dabei zu wie sie ihr Licht abgibt. Spüre unter meinen nackten Füßen die leichte Erde liegen und höre den Bäumen beim atmen zu.

Harduf ist ein Kibbuz auf einem kleinen Hügel zwischen arabischen Dörfern. Und wenn ich sage dass es wie eine jüdische-waldorf-anthroposophen Gemeinschaft ist, dann meine ich das im positiven Sinne. In Harduf selber gibt es eine Waldorfschule, Kindergarten, eine Einrichtung für seelenpflegebedürftige Menschen („people with special needs“), eine Einrichtung für Kinder und Jugendliche aus zerbrochenen Familien, Theaterschule/kurse, biologisch-dynamische Landwirtschaft, ein kleines Restaurant, Laden, Pool, Pub, einen schönen „Meditationsgarten“ und und und.
Ich selber wohne am Rand von Harduf im Wald in Sha'ar la Adam – Bab li'l Insan.
Hier im Wald gibt es zum einen weiter oberhalb die Steinhütten, in denen die TEN-Leute wohnen und zum anderen etwas weiter unten die Tipis und Zelte, in denen die 'Waldmenschen' wohnen.
Das Ten-Projekt bietet jungen Leuten aus aller Welt die Möglichkeit für 5 Monate hier zu sein und in den arabischen Schulen englisch zu unterrichten, sowie einen Tag in der sozialen Einrichtung zu verbringen und einen Tag im Wald und in dem kleinen Garten zu arbeiten, den es hier gibt. Unabhängig davon finden noch viele weitere Dinge statt, wie z.B arabisch und hebräisch Unterricht oder auch biografisches Arbeiten und Ausflüge.
Ich mach alles mit was die TEN-Leute auch mit machen, auch wenn ich ein Jahr bleibe und somit zwei Gruppen mit erlebe und von einer anderen Organisation komme.
Die 'Waldleute' sind zum Teil Studenten und sind demnach für länger hier.
In den Steinhütten in denen die TEN-Leute und ich schlafen, stehen Hoch(betten) ausgelegt für 5 Personen. Ansonsten ist in den Hütten nichts groß. Es gibt noch eine große Küche, mit Kühlschrank und Herd. Draußen liegen Matratzen zum sitzen und auch eine Hängematte baumelt zwischen den Bäumen. Weiter unten gibt es zwei Holzschabracken. In der einen sind Duschen, Waschbecken und sogar eine Waschmaschine und in der anderen die Plumpsklos, die wir einmal die Woche leeren dürfen. Eine Slagline hängt auch zwischen den Bäumen, sowie eine große Theaterbühne und einen kleinen Garten gibt es auch im Wald. Eine Feuerstelle mit aufgespannten Lichtern an den Bäumen ist auch angelegt und ist immer ein guter Ort um den Abend ausklingen zu lassen.

Und was tun wir alle hier ausser unserer Arbeit?
Uns selber finden, irgendwo zwischen den Bäumen, den Menschen und den Sprachen. Irgendwo zwischen Zwischenräumen, die in der knisternden Luft schweben. Antworten suchen gehen auf unsere schreienden Fragen. Helfen zu vermitteln. Das bestehende aufrecht erhalten. Den Dialog zwischen den Kulturen fördern um den Friedensprozess in Israel zu unterstützen und einfach nur zu SEIN. Denn das ist etwas was man hier darf, ohne komisch angeguckt zu werden. 





1 Kommentar:

  1. Voll schön! Freu mich schon sehr auf den nächsten Eintrag, du gibst einem das Gefühl dort zu sein :)

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