Ich
hab einiges erlebt, einiges ist passiert und jeder Tag ist so lang
und voll, sodass ich der Zeit gar nicht gerecht werden kann, wenn ich
jetzt versuche die letzten Monate zusammen zu fassen. Und
beim ‘zusammenfassen’ fällt mir wieder einmal auf, wie
überrascht ich doch von der Intensität Israels bin. Monate und Tage
könnten nicht gegensätzlicher sein. Ich wollte raus aus all der
Oberflächlichkeit in Deutschland und das habe ich auch geschafft.
Israel und speziell Harduf ist tiefer als alles andere. Die Menschen
hier denken auf einer ganz anderen Ebene. Das macht die Stimmung zwar
auch schwerer und fast jeden Israeli den ich kenne, ist als Mensch
total kompliziert und schwer zu verstehen. Gute Tage sind richtig
gute Tage und schlechte Tage sind richtig schlechte Tage. Aber so ist
das, wenn man eine Lebensernsthaftigkeit besitzt, die in vielen Leben
doch verloren gegangen ist. Ob Deutschland oder Israel jetzt die
Blase ist, darüber lässt sich streiten. Definitiv aber sind es zwei
Grundverschiedene Lebenswege.
Februar:
Der Februar war bis jetzt der schwierigste Monat. Aber vielleicht musste das auch einfach kommen, nach dem der Januar so gut war. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass es Winter war, selbst wenn es hier schon wieder verhältnismäßig warm war. Aber letztendlich ist es nur eine Reihe von Dingen.
Der Februar war bis jetzt der schwierigste Monat. Aber vielleicht musste das auch einfach kommen, nach dem der Januar so gut war. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass es Winter war, selbst wenn es hier schon wieder verhältnismäßig warm war. Aber letztendlich ist es nur eine Reihe von Dingen.
Der
Abschied von der alten Gruppe, mit der ich die ersten Monate
zusammengelebt habe war dann doch nicht so einfach wie gedacht, was
ich sehr schnell merken durfte. Und zwar nicht weil ich jeden
einzelnen vermisse, sondern weil mir plötzlich bewusst geworden ist,
wie sehr und schnell man sich doch an bestimmte Menschen, Dinge und
Abläufe gewöhnt. Es ist halt doch einfach etwas anderes in einer
Community zu leben.
Ich
durfte dann aber in ein anderes “Zimmer” umziehen, welches ich
mir jetzt richtig schön eingerichtet habe und den Februar und den
März mit einem wunderbaren Menschen geteilt habe, der mir gezeigt
hat, dass ich lieber mit ihr ein Zimmer teile, als alleine ein Zimmer
zu haben. Generell bin ich jetzt an einem Punkt, wo ich Privatsphäre
nicht brauche bzw. gelernt habe mir meine Zeit zu nehmen, während
ich umrundet bin mit dem Leben. Jetzt brauche ich definitiv nicht
mehr mein eigenes Zimmer. Das ist ein Luxus der nett sein kann, aber
für mich keinen wesentlichen Stellenwert mehr hat.
Anfang
Februar ist dann die neue Gruppe angekommen mit denen ich jetzt
zusammen lebe und die einfach total anders ist als die letzte.
Diesmal noch mehr amerikanisch aber auch mehr ausgeglichen. Das mag
auch daran liegen, dass das Männer-Frauen Verhältnis diesmal stimmt
und wir nicht so viele sind. Mit Michael und Jordan aus meinem alten
Kohort und mir sind wir diesmal 9 Leute (5 Männer/4 Frauen), nach
dem einer gegangen ist, da Harduf nicht der beste Ort für jemanden
ist, der schon fast jüdisch orthodox ist.
Direkt
dann ist auch Ilse Wellershoff-Schuur gekommen, die Pfarrerin aus
Überlingen, die mir hier die Stelle eingerichtet hat und mit Faiz
und Ya’akov der Kopf von Sha’ar laAdam ist.
Und
wie jeden Monat hatten wir diesen Monat auch Feiertage und Feste. So
war am 11. Februar “Tu bishevat” das Neujahrsfest der Bäume. Und
steht für den Beginn der idealen Pflanzperiode und somit für das
Ende des Winters. An dem Tage werden Bäume gepflanzt und Früchte
gegessen (Möglichst 15 Früchte aus Israel).
Vom
12.Februar an war ich dann 5 Tage auf meinem Zwischenseminar im
Norden, wo ich nicht nur endlich mal die Gelegenheit hatte die
anderen 5 Deutschen, die über meine Organisation hier in Harduf sind
besser kennen zu lernen, sondern auch alle anderen Freiwilligen in
Israel von den “Freunden”. Das war für mich nach langer Zeit das
erste mal, dass ich wieder Deutsch gesprochen habe und mit Deutschen
umgeben war. Diese wenigen Tage waren richtig intensiv und wichtig,
haben mich aber doch auch etwas aus der Atmosphäre von Sha’ar
laAdam raus geworfen, wie ich später festgestellt habe, da ich
dadurch den Anfang der Gruppenbildung in dem neuen Kohort verpasst
habe.
Im
Vordergrund des Seminars stand Verarbeiten, Reflektieren und das
Auseinandersetzen mit sich selber. So haben wir zum Beispiel die
erste Nacht jeder für sich alleine draußen verbracht und ich habe
festgestellt, dass es in den Golans wilde Wölfe gibt die gerne mal
neben einem auftauchen und einem erst mal einen Schrecken einjagen.
Die Reflektionsarbeit war so intensiv, dass ich am Ende meiner
Arbeitsgruppe meine Biografie erzählt habe. Was für mich der Beweis
ist, dass der Wald definitiv etwas mit mir macht. Ich bin sonst eher
der Typ gewesen, der nicht über sich spricht. Auch den Blick nach
vorne habe ich gewagt und mir erlaubt ein paar Gedanken zu dem Thema
zu machen, was ich wirklich nach dem Jahr will. Was das konkret ist,
lasse ich aber noch offen, bis mein Jahr rum ist.
Und
dann bin ich wieder zurück gekommen und die Welt hat sich bei mir
ein bisschen aufgehört zu drehen und ich bin irgendwo in mir selber
hängen geblieben, obwohl die Arbeit richtig gut war und ich sogar
die perfekte Arbeitswoche hatte. Sonntag - Unterrichten in der
Schule, Montag - Arbeiten auf GanHabait der organischen Farm von
Harduf, Dienstag - Waldarbeit, Mittwoch - Beit Elisha in den Ställen
mit den Pferden und den Membern, Donnerstag - Arbeiten in Alon
HaGalil, dem Garten von Sha’ar laAdam etwas entfernt von hier. Und
Freitag morgens Gemüse verkaufen aus unserem Garten in Tivon.
Zudem
habe ich den Workshop in Beit Elisha von Garten zu Ställe gewechselt
und ich liebe es einfach nur dort zu sein. An der Arbeit ist also
rundherum nichts auszusetzen.
Ein
aufregender Moment war, als die Arbeiter endlich angefangen haben auf
dem Fundament für das Andachtshaus den Schutzraum und somit ein Teil
des Andachtshauses zu bauen. Jetzt müssen wir in einem Notfall also
nicht mehr nach Harduf rennen… und das Andachtshaus wird
hoffentlich irgendwann auch noch fertig.
Die
neue Gruppe war/ist deutlich religiöser als die letzte, besonders
als der eine, der die Gruppe jetzt verlassen hat, noch da war und wir
noch versucht haben für ihn einige jüdische Regeln zu beachten und
es dann manchmal schwierig für mich war mich noch wohl zu fühlen,
ohne so zu wirken, als wäre ich nicht offen genug. Im Endeffekt
kenne ich die Lieder an Shabbat besser als den Rest meiner Gruppe,
also muss ich mir darum wohl eher keine Gedanken machen.
Aber
im gesamten war der Monat sehr wichtig. Ich lerne die gute, frische
Seite der Anthroposophie kennen und finde mich in Harduf total
wieder. Und könnte mir sogar vorstellen das Grundjahr der
Anthroposophie in einem Punkt meines Lebens zu machen. Ich bin
dankbar, dass ich auf eine Waldorfschule gehen durfte und habe
realisiert, dass ich sehr wohl spirituell, religiös,
anthroposophisch und ich selber in einem sein kann.
Und
obwohl ich einige nicht so schöne Tage hatte, ist es gut für mich
immer wieder an meine Grenzen zu kommen. Gemütlich zu werden und es
mir im Leben bequem zu machen hat eh noch nie zu meiner Biografie
gepasst und bis ich nicht aus meinen Fehlern lerne, ist es auch gut,
dass ich diese immer wieder vom Leben vorgehalten bekomme. Ansonsten
kann ich Grenzen auch nicht erweitern und verschieben. Das mag
nerven, aber da ich nun mal die Realität will, nehme ich alles an
was mir entgegen kommt.
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